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Vor der Wahl: "Putin sucht Anerkennung und will mitspielen"

Der deutsche Journalist Hubert Seipel hat Wladimir Putin für sein filmisches Porträt „Ich, Putin“ monatelang begleitet. Der russische TV-Kanal NTW wollte das Porträt, das die ARD am Montag ausgestrahlt hatte, eigentlich am Vorabend der Wahl senden, verschob den Sendetermin aber nach heftiger Kritik der Opposition auf einen Zeitpunkt nach der Wahl.
Putin hatte für den Film einen Autor gewählt, der nicht in Russland arbeitet. Die Korrespondenten des Moskauer ARD-Büros waren an dem Projekt nicht beteiligt. Ausländische Journalisten sehen dies als Indiz für die Taktik des Kreml, möglichst keine akkreditierten Korrespondenten an sich heranzulassen, weil sie kritischere Fragen stellen. Die ARD setzte sich mit dem Beitrag auch dem Vorwurf aus, eine Wahlempfehlung ausgesprochen zu haben.
Welt Online: Sie kamen Putin so nah, dass die russischen Kollegen Sie beneidet haben sollen. Wie haben Sie das geschafft?
Hubert Seipel: Mit Geduld. Ich habe drei Jahre lang darauf hingearbeitet, dieses Porträt machen zu können.
Welt Online: Sie haben Putin beim Jagen in Sibirien mit seinen besten Freunden und Bodyguards begleitet, beim Schwimmen im eigenen Pool, in seiner Limousine, im Jet. Zum ersten Mal inszeniert sich Putin so privat. Was verspricht er sich davon?
Seipel: Putin hat Sehnsucht nach dem Westen, der Westen aber erwidert das nicht. Gerade jetzt, nach den Protesten im Land gegen ihn, erhofft er sich von einem Ausländer, dass der einen anderen Blick auf ihn freigibt. Und außerdem ist er – wie alle Politiker – durchaus eitel.
Welt Online: Setzt er aufs Ausland, weil ihn die junge russische Elite ablehnt?
Seipel: Putin verbindet viel mit dem Westen, er war fünf Jahre als Agent in Dresden. Als er 2001 vor dem Deutschen Bundestag sprach, konnte man deutlich erkennen, dass er eigentlich westwärts will und dass er enttäuscht darüber ist, dass der Westen das nicht verstehen kann.
Welt Online: Was sucht er im Westen?
Seipel: Annerkennung. Und er will mitspielen. Er will sein Land aus dieser geschwächten Situation nach dem Untergang der Sowjetunion rausführen. In dem Sinne ist er ein Nationalist.
Welt Online: Putin wird die Macht gewinnen, aber viele Menschen scheint er verloren zu haben. Ist er verunsichert?
Seipel: Ja. Er hatte mit der Protestbewegung nicht gerechnet. Die Menschen, die jetzt auf die Straße gehen, sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, die haben eine ganz andere Geschichte als Putin. Sie sind von der alten Sowjetunion überhaupt nicht mehr geprägt, sie ist weit weg. Ihm muss jetzt ein Übergang gelingen, damit sein Name in der Geschichte nicht für alles Böse in Russland steht. Er hat gedacht, er könne ewig an der Macht bleiben. Deswegen hat er auch keinen Nachfolger aufgebaut. Jetzt ist er mit der Realität konfrontiert worden.
Welt Online: Wie äußert sich seine Verunsicherung?
Seipel: Zwei Wochen nach den ersten Protesten gegen die Duma-Wahl im Dezember hat er ein vierstündiges Frage-Antwort-Spiel im Fernsehen veranstaltet. Da musste er erfahren, dass er mit Sarkasmus, den er der Opposition entgegenbringt, komplett danebenliegt. Putin stand dem Widerspruch erst einmal hilflos gegenüber.
Welt Online: Welchen Preis haben Sie gezahlt, so ein Porträt machen zu dürfen?
Seipel: Keinen. Ich habe sehr klare Bedingungen gestellt: mehrere Treffen, Reisen. Und die Interviews und Aufnahmen wird er vorher nicht zu sehen bekommen.
Welt Online: Welt Online: Beim Judo-Training in Ihrem Film legt ihn eine junge Frau aufs Kreuz.
Seipel: Ja, da hat er einen Moment geschlafen.
Welt Online: Sie ist eine der wenigen Frauen in Ihrem Film. Gibt es keine Frauen in Putins Leben?
Der russische Regierungschef Wladimir Putin (59) hält seine Frau Ljudmila (54) sowie seine Familie aus der politischen Öffentlichkeit heraus. „Sie möchte diese Öffentlichkeit nicht, umso mehr, als die modernen Massenmedien sehr schonungslos sind und nicht jeder Mensch bereit ist, sich dem auszusetzen", sagte Putin.
„Sie sehen doch, dass die Mitglieder meiner Familie weder mit Politik noch mit Geschäften etwas zu tun haben", sagte Putin auf eine Frage nach der künftigen First Lady, sollte er die Präsidentenwahl an diesem Sonntag gewinnen. Ljudmila Putina war früher oft an der Seite ihres Mannes zu sehen, der bereits von 2000 bis 2008 Präsident gewesen war; seit Jahren lebt sie allerdings zurückgezogen.
Seine beiden Töchter studierten noch. „Alles ist bei ihnen in Ordnung, sie beenden ihr Studium und beginnen schon mit wissenschaftlichen Arbeiten", sagte Putin. „Ich hätte es gern, dass sie alle in Ruhe gelassen werden. Das hängt sowohl mit ihrem persönlichen Wohlbefinden zusammen als auch mit ihrer Sicherheit", führte Putin aus.
Staatsmedien zeigen den Mensch Putin immer wieder im Beisein seiner schwarzen Labrador-Hündin Koni. Öffentliche Debatten über sein Familienleben gelten aber in Russland als tabu.
Quelle: dpa
Seipel: Putin lebt in einer reinen Männerwelt. So ist er auch aufgewachsen. Im Geheimdienst werden kaum Frauen gewesen sein, auch in der Stadtverwaltung in St.Petersburg nicht, wo er Vizebürgermeister war.
Welt Online: Warum ist das so?
Seipel: Man gewinnt Freunde im Alter zwischen zehn und 30 Jahren, danach eigentlich nicht mehr. Wenn ich in ein Amt komme, stelle ich doch Leute ein, die ich kenne und denen ich vertraue. Das waren in Putins Fall eben alles Männer. Es ist auch eine Generationsfrage: In Putins Generation spielen Frauen politisch keine Rolle.
Welt Online: Steht er mit dieser archaischen Haltung noch für das heutige Russland?
Seipel: Er steht für dieses gespaltene Russland der zwei Geschwindigkeiten: das der Städte und das des Landes.

Welt Online: Sind Sie an Grenzen gestoßen bei Ihren Interviews mit Putin?
Seipel: Ja, an meine. Er ist ein Nachtmensch und immer sehr spät noch sehr munter.
Welt Online: Hat er je eine Antwort verweigert?
Seipel: Nein, das ist nicht sein Stil. Er hat immer etwas gesagt, Sachen, die ich im Zweifelsfall gar nicht wissen wollte. Er neigt dazu, einem die Welt zu erklären.
Welt Online: Als Sie über den Nato-Schutzschild reden, lacht er. War das Kalkül?
Seipel: Nein, das war authentisch. Putin kann sehr emotional sein. Vor allem, wenn er von seiner Kindheit erzählt.
Welt Online: Aus Ihrem Porträt spricht auch eine gewisse Faszination für Putin.
Seipel: Fasziniert hat mich eher, wie man in so einer ganz eigenen Welt leben kann. Putin pflegt das Macho-Image des strahlenden Helden, der mit nacktem Oberkörper durch die Steppe reitet. Seine Welt ist auch eine sehr einsame Welt. Ich möchte nicht mit ihm tauschen.
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (02.03.2012) W
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