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Neue Biografie: Verstörende Details aus dem Leben Hannelore Kohls
Den Urlaub am Wolfgangsee hat sie gefürchtet. Viel lieber wäre Hannelore Kohl nach Italien gefahren oder an die See. Aber es musste der Wolfgangsee sein, und dort empfing Helmut Kohl als Bundeskanzler und CDU-Chef tagtäglich dienstliche Besucher.
Seine Frau saß einmal mit einem Bekannten vor dem Ferienhaus abseits auf einer Bank und betrachtete eine solche Runde um ihren Mann. Plötzlich sagte sie leise zu ihrem Sitznachbarn: „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich das alles hasse.“
Heribert Schwans Biografie „Die Frau an seiner Seite: Leben und Leiden der
Hannelore Kohl“, Heyne Verlag, München; 320 S., 19,99 Euro, erscheint am 13.
Juni.
So schreibt es Heribert Schwan in einem Buch über die 2003 aus dem Leben geschiedene Kanzlergattin auf, das in die Buchläden kommt und über welches der „Spiegel“ vorab berichtet. Es ist nach der Autobiografie des Sohnes Walter Kohl das zweite Buch binnen eines Jahres, in welchem intime, ja vertraulichste Begebenheiten aus der Familie Kohl der Öffentlichkeit preisgegeben werden.
Der heute 66 Jahre alte frühere WDR-Fernsehautor Heribert Schwan war 1985 Mitverfasser einer Helmut-Kohl-Biografie und 1989 Koautor eines großen Fernsehporträts. Damals hatte Hannelore Kohl anscheinend Vertrauen zu Schwan gewonnen – eines der seltenen Male, dass sie einem Vertreter der Medien mit anderer Gefühlsregung statt kalter Verachtung begegnete.
Nächtliche Spaziergänge waren ihr einziger Lichtblick
Sehr oft, viel zu oft hatte sie Journalisten nur als hämisch erlebt, wenn diese sich über ihren Mann oder auch über sie selbst äußerten. Der zeitgeschichtlich versierte und menschlich abwägende Heribert Schwan hingegen wirkte anders. Als er Ende der 90er-Jahre Helmut Kohl bei der Abfassung seines ersten Memoirenbandes half, entstand zwischen der lichtallergisch gewordenen Hannelore Kohl und Schwan eine professionelle Vertrautheit, die ihn zum Begleiter ihrer nächtlichen Spaziergänge in der Umgebung von Ludwigshafen-Oggersheim werden ließ.
Die Spaziergänge waren die einzige Chance für Hannelore Kohl, an die frische Luft zu kommen. Auf ihnen hat sie Schwan anscheinend ihr Herz ausgeschüttet. Daraus ist nun ein Buch entstanden, über das der Autor sagt, es sei ein „Vermächtnis“. Hannelore Kohls Offenheit dem Journalisten gegenüber habe er als „Einverständnis“ verstehen dürfen, „eines Tages das zu veröffentlichen, was sie mir in den vielen Monaten und Wochen vor ihrem Tod anvertraute“.
Mehrfach vergewaltigt von Soldaten
Zu den anvertrauten Details gehört die Schilderung, wie russische Soldaten kurz vor Kriegsende die damals zwölf Jahre junge Hannelore Renner mehrfach vergewaltigten und sie dann „wie einen Sack Zement“ aus einem Fenster warfen. Seither hatte sie mit einer schweren Wirbelsäulenverletzung zu kämpfen.
Seither auch hatte sie zeitlebens Erinnerungsschübe an jenen Tag, wenn sie nur die Mischung aus Knoblauch, Alkohol und Achselschweiß wahrnahm. Die hämischen Journalisten, die lange nach dem Krieg über sie als „Barbie aus der Pfalz“ spotteten, hatten keine Ahnung, woher eine gewisse Gesichtsstarre vielleicht sonst noch rühren könne als von einer leichthin unterstellten Naivität.
Hätten solche Journalisten gewusst, was Schwan nun darlegt, nämlich dass Hannelore Kohls Vater vor 1945 nicht nur ein wichtiger Mann beim Monopolhersteller der „Panzerfaust“ war, sondern dessen für Tausende umgekommene jüdische KZ-Arbeiter mitverantwortlicher Sozialdirektor – dann wäre die Gehässigkeit wohl noch viel größer gewesen.
Zeitlebens ist die Kanzlergattin nicht an eigenen, sondern an fremden Maßstäben gemessen worden. Schon vor dem Einzug Helmut Kohls ins Kanzleramt hat seine Frau klarsichtig gewusst, dass jede Hoffnung auf ein vertrautes normales Familienleben Illusion bleiben würde. Schwan schreibt, Hannelore Kohl habe im Ludwigshafener Bungalow Gespräche über Politik verboten. Ihr so begabter wie energischer Mann sei, aus Bonn kommend, deshalb oft lautlos im Arbeitszimmer verschwunden.
Unpolitisch war seine Frau dennoch nicht. Sie hat wie eine Löwin zu ihm gestanden – sie, die unter den Kanzlergattinnen die lebensweiseste, am härtesten vom Krieg getroffene und zeitgeschichtlich wahrscheinlich die bei Weitem bedeutendste Ehefrau gewesen ist. Ohne ihre Leipziger Herkunft, ohne ihre Bindungen an Landschaften in der späteren DDR wäre es ungewiss gewesen, ob Helmut Kohl mit seiner linksrheinisch-lateineuropäischen Prägung 1989 wirklich so entschlossen die deutsche Einheit angesteuert hätte. Die Mehrh
Das Schicksal der Ehefrau von Altkanzler Helmut Kohl
eitsstimmung in den Führungszirkeln der damaligen CDU war nicht so beschaffen, dass ohne Hannelores langen Einfluss eine derart waghalsige Politik für den Kanzler der einzig naheliegende Kurs gewesen wäre.
Heribert Schwan druckt dann noch erstaunlicherweise den Abschiedsbrief ab, den Hannelore Kohl am 4. Juli 2001 ihrem Mann hinterlassen hat. Der Brief, unterzeichnet mit ihrem intimen Kosenamen „Dein Schlänglein“, enthält keinerlei Vorwürfe. Er ist das Vermächtnis einer lebenslang verkannten, klugen und gütigen Frau. 3. April 1930
Helmut Kohl wird in Ludwigshafen als jüngstes von drei Kindern eines Finanzbeamten geboren. 1959
Kohl wird Abgeordneter im Landtag von Rheinland-Pfalz. Mai 1969
Kohl wird Ministerpräsident des Bundeslands. 12. Juni 1973
Kohl wird CDU-Parteichef, drei Jahre später geht er als Oppositionsführer nach Bonn. 1979
Bei der Kanzlerkandidaten-Kür unterliegt er Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU). 1. Oktober 1982
Nach dem Bruch der SPD/FDP-Koalition setzt Kohl ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt (SPD) durch und wird mit Hilfe der FDP zum Kanzler gewählt. März 1983
Die vorgezogene Neuwahl bringt für die Union unter Kohl eine klare Mehrheit. September 1984
Kohl und Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand gedenken in Verdun Hand in Hand der Toten der beiden Weltkriege. Mai 1985
Kohl besucht mit US-Präsident Ronald Reagan den Soldatenfriedhof von Bitburg, auf dem auch SS-Angehörige liegen. 9. November 1989
Die Mauer fällt. Juni 1990
Kohl spricht im Bundestag über „blühende Landschaften" in Ostdeutschland. Juli 1990
Beim sogenannten „Strickjacken"-Treffen mit Gorbatschow gelingt der Durchbruch für die „volle und uneingeschränkte Souveränität" Deutschlands. Oktober 1990
Auf dem Vereinigungsparteitag der CDU von Ost und West wird der „Kanzler der Einheit" mit 98,5 Prozent zum Gesamt-Parteichef gewählt. 3. Oktober 1990
Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. 2. Dezember 1990
Erste gesamtdeutsche Wahlen, Union und FDP können weiterregieren. November 1993
Inkrafttreten des EU-Vertrags von Maastricht. 16. Oktober 1994
Die schwarz-gelbe Koalition entscheidet die Bundestagswahlen knapp für sich. 31. Oktober 1996
Kohl überholt als dienstältester Kanzler mit 5145 Amtstagen sein Vorbild Konrad Adenauer. 27. September 1998
Bei der Bundestagswahl erleidet die Koalition eine schwere Niederlage, SPD und Grüne gewinnen. Kohl tritt nach 16 Jahren als Kanzler ab. 1999
Die CDU-Spendenaffäre wird aufgedeckt. Ende November räumt Kohl ein, von heimlichen CDU-Konten gewusst zu haben. Er selbst habe von 1993 bis 1998 Spenden von bis zu zwei Millionen Mark (1,02 Millionen Euro) entgegengenommen. Die Spendernamen gibt er nicht preis. 18. Januar 2000
Kohl gibt den Ehrenvorsitz der CDU ab, nachdem sich die Parteispitze um den damaligen CDU-Chef Wolfgang Schäuble und die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel von ihm distanziert hat. Juni 2001
Das Ermittlungsverfahren gegen Kohl wegen der Spendenaffäre wird gegen Zahlung von 300.000 Mark (rund 153.000 Euro) eingestellt. 2001
Kohls Ehefrau Hannelore, die jahrelang an einer Lichtallergie litt, nimmt sich das Leben. 12. September 2002
Kohls letzte Plenarsitzung – nach 26 Jahren im Bundestag. Februar 2008
Kohl stürzt in seinem Ludwigshafener Haus und wird wegen eines Schädel-Hirn-Traumas operiert. 13. Mai 2008
Kohl heiratet seine 35 Jahre jüngere Lebensgefährtin Maike Richter. 1. November 2009
Kohl nimmt im Rollstuhl sitzend am Staatsakt zum 20. Jahrestag des Mauerfalls teil. Auf die Feier am Brandenburger Tor am 9. November in Berlin verzichtet er aus gesundheitlichen Gründen. 3. April 2010
Helmut Kohl wird 80.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (11.06.2011)
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