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Late Night: Wie Maybrit Illner Strauss-Kahn zum Gorilla machte
Unrasiert und mit leerem Blick wird Dominique Strauß-Kahn in Handschellen ab- und dem Gericht vorgeführt. Inzwischen dürfte jeder halbwegs interessierte Mensch, der Zugang zu einem Fernseher hat, diese Aufnahmen aus New York gesehen haben. Der Vorwurf der versuchten Vergewaltigung wiegt schwer.

Die Bilder tun ihr übriges. Denn auch wenn es noch keine Anklage, geschweige denn einen Urteilsspruch im Fall des mittlerweile zurückgetretenen IWF-Chefs gibt, ist dieser schon jetzt politisch erledigt. Vor wenigen Tagen noch einer der einflussreichsten Finanzjongleure des Planeten und hoffnungsvoller Präsidentschaftskandidat in Frankreich kann Strauß-Kahn einen Haken hinter seine weiteren Karrierepläne machen.
Und er stellt keineswegs einen Einzelfall dar. Immer wieder werden Prominente mit dem Vorwurf eines Sexualdeliktes konfrontiert. Aktuell etwa Wikileaks-Gründer Julian Assange oder Ex-Wetterguru Jörg Kachelmann. Der ehemalige Moderator Andreas Türck bekam nach ähnlichen Vorwürfen beruflich kein Bein mehr an den Boden.
Angeklagt, in die Öffentlichkeit gezerrt, an den Pranger gestellt: Bleibt die Unschuldsvermutung vor allem bei Prominenten auf der Strecke? Oder sollte man das Pferd besser von der anderen Seite aufzäumen? Glauben gerade diese Alphatiere, sich alles erlauben zu dürfen? Unter dem Titel „Sex, Macht, Öffentlichkeit – Im Zweifel gegen den Angeklagten?“ ging Maybrit Illner mit ihren Gästen unter anderem diesen Fragen nach.
Dabei prallte die Runde im Laufe der Sendung gleich mehrfach auf die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Kontinentaleuropa.

Neben diversen Gesprächspartnern aus hiesigen Gefilden hatte die Redaktion auch die US-Journalistin Heather De Lisle eingeladen.
Zunehmend schmallippig ließ diese auf die juristischen Gepflogenheiten ihrer Heimat nichts kommen.
So diene etwa das Vorführen eines Verdächtigen in Handschellen der Transparenz polizeilicher Arbeit. Mit einer öffentlichen Vorverurteilung habe das aber nichts zu tun. Eine faire Verhandlung sei ohnehin garantiert.
„Die zwölf Geschworenen werden zu Beginn gefragt, ob sie sich in der Lage sehen, die zuvor gesehenen Bilder bei der Urteilsfindung außen vor zu lassen.“ Wer will bei derart harschen Auswahlkriterien noch von einer möglichen Befangenheit sprechen?
Mediales Wettrüsten
Zumal das Prozedere bereits mehrfach gerichtlich abgesegnet worden ist. Wie De Lisle berichtete, seien diese Abläufe zuletzt 2003 überprüft worden. „Man kam zu dem Ergebnis, dass die Persönlichkeitsrechte eines Angeklagten auf diese Art nicht verletzt werden.“
Und falls das wider Erwarten doch geschehen sollte, hatte Heather De Lisle gleich noch einen hervorragenden Ratschlag zur Hand: „Menschen wie Strauß-Kahn sind so reich, dass sie gleich mehrere PR-Berater beschäftigen können, die sich um den angeschlagenen Ruf kümmern.“ Dann ist ja alles in bester Ordnung auf der anderen Seite des Atlantiks.
Sogar derart in Ordnung, dass die amerikanische Art, Prozesse mit prominenten Angeklagten in den Medien zu begleiten, längst über den Teich geschwappt ist.
Solche Verhandlungen sind heutzutage auch in Deutschland mediale Großereignisse. Nachdrücklich warnte Promi- und Medienanwalt Christian Schertz vor einer weiteren Amerikanisierung von Gerichtsverhandlungen als bisher ohnehin schon geschehen.
„Es gab eine Zeit, da war die Staatsanwaltschaft eine verschwiegene Behörde. Heutzutage dringen hingegen viel zu viele Informationen nach außen.“ In einer Zeit, in der prozessbegleitende Öffentlichkeitsarbeit in speziellen Kursen gelehrt und von der Verteidigung angewandt wird, arbeiten viele Staatsanwälte mit den gleichen Mitteln, um dieser Form der Meinungsbildung etwas entgegensetzen zu können.
Mit den Grundlagen des Rechtsverständnisses hierzulande ist dieses mediale Wettrüsten der verschiedenen Parteien kaum noch zu vereinbaren. Die Privatsphäre – nicht nur die der Prominenten, auch die der zumeist weiblichen Opfer – bleibt vollkommen auf der Strecke.
Wege, dies zu vermeiden, sind derzeit nicht in Sicht. Eine Verschärfung des Persönlichkeitsrechtes könne diese Auswüchse aber zumindest eindämmen, meinte Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. „Ein erster Schritt wäre schon einmal, würden die Gesichter beim Abdrucken in der Zeitung wie früher unkenntlich gemacht.“ Zustände wie in Frankreich, wo es erst gar nicht zum Abdrucken kommt, sind hingegen undenkbar.
Menschliche Silberrücken
Und es sind auch nicht die Fotos allein, die zur Meinungsmache beitragen. Details über den Lebenswandel eines Verdächtigen sorgen für ein entsprechendes Bild in der Öffentlichkeit. So war es beim scheinbaren Luftikus Kachelmann, so ist es derzeit auch beim Lebemann Strauß-Kahn.
Dementsprechend nahmen sich die Diskutanten auch noch der Überlegung an, ob in diesen Überschneidungen ein Muster zu erkennen ist. Ob derart im Rampenlicht stehende Männer irgendwann die Fähigkeit verlieren, ein Nein zu akzeptieren.
Zur Untermalung dieser These wagte Maybrit Illner sogar eine Expedition ins Tierreich.

Wie ein Einspielfilm erklärte, erwächst bei Gorillas aus dem alltäglichen Erleben, keinen Widerstand zu erfahren, irgendwann die Überzeugung, schlicht unwiderstehlich zu sein.
Wer sich das Gehabe und die offensichtlich übersteigerte Selbstwahrnehmung menschlicher Silberrücken Marke Berlusconi vor Augen führt, dem dürfte eine Übertragung dieser Erkenntnis nicht schwer fallen.
Quod erat demonstrandum. Alphatiere finden sich also super. Zum Sexualstraftäter macht sie das aber nicht zwangsläufig. So blieb am Ende nur eine Frage offen: „Wenn Ihr das alles so bescheuert findet, warum äfft Ihr dann jeden Blödsinn nach, den wir Eurer Meinung nach veranstalten?“ Keine Ahnung, Frau De Lisle. Aber vielleicht klärt Frau Illner das beim nächsten Mal.
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Haben Sie auch Erfahrung mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gemacht und möchten Ihren Fall schildern? Dann wenden Sie sich an die Redaktion unter meinfall@welt.de
Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (20.05.2011) W
Aufrufe: 389 | Kommentare: 1 | Rating: 0.0/0
Kommentare insgesamt: 1
1 Bobby  
0
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