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Bundespräsident unter Druck: "Bild" bestätigt Drohanruf Wulffs bei Diekmann
Bundespräsident Christian Wulff hat zwei Mal in der Redaktion der "Bild"-Zeitung angerufen. Das berichtet das Blatt auf seiner Onlineseite.
Am Abend vor Veröffentlichung der Vorwürfe im Zusammenhang mit seinem Privatkredit habe Wulff versucht, "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann persönlich zu erreichen.
Als dies misslang, sprach Wulff Diekmann auf die Handy-Mailbox. Der Bundespräsident zeigte sich darin empört über die Recherchen zum Hauskredit und drohte auch mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen "Bild"-Redakteur.
Bemerkenswerte Intervention
Wulffs telefonische Intervention ist bemerkenswert, denn die "Bild"-Zeitung hatte den Bundespräsidenten vor Veröffentlichung des Artikels um eine Stellungnahme gebeten.
Diese hatte Wulff nach Angaben der Zeitung zunächst auch abgegeben, aber vor Redaktionsschluss wieder zurückgezogen. Anschließend rief Wulff Diekmann an.
Zwei Tage nach der ersten Veröffentlichung habe Wulff dann erneut angerufen und Diekmann persönlich für Ton und Inhalt der Mailbox-Nachricht um Entschuldigung gebeten. Deshalb habe sich die "Bild"-Zeitung entschlossen, nicht eigens über den Vorfall zu berichten.
Dies, so stellte die Zeitung klar, habe jedoch "keinerlei Auswirkungen auf die weiteren Recherchen in allen offenen Fragen, die sich u.a. im Zusammenhang mit dem Hauskredit stellten oder noch stellen könnten".
Anruf auch bei Mathias Döpfner
Der Bundespräsident telefonierte "Spiegel Online" zufolge auch mit Mathias Döpfner.
Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, zu der auch die "Bild"-Zeitung und die Medien der "Welt"-Gruppe gehören, soll ihm demnach beschieden haben, sich nicht in die Belange der Redaktion einmischen zu wollen.
Die zur Gewerkschaft Ver.di gehörende Deutsche Journalisten-Union hat das Verhalten des Bundespräsidenten im Zusammenhang mit seiner Kredit-Affäre heftig kritisiert. Idealerweise gelten Bundespräsidenten als politische Vorbilder, die Glaubwürdigkeit und persönliche Redlichkeit verkörpern. Der derzeitige Amtsinhaber Christian Wulff ist allerdings nicht der erste, der sich mit Vorwürfen von Fehlverhalten auseinandersetzen muss. HEINRICH LÜBKE
Der zweite Bundespräsident (1959 bis 1969) ist vor allem durch weithin belächelte rhetorische Fehlleistungen in Erinnerung geblieben. Seine Präsidentschaft endete mit einem ernsten Missklang: Die DDR legte 1966 Akten mit Bauzeichnungen für KZ-Baracken in der Region Peenemünde vor, die 1944 von Vermessungsingenieur Lübke abgezeichnet worden sein sollen. Schnell machte das Wort vom „KZ-Baumeister Lübke" die Runde. Lübke selbst bestritt seine Beteiligung, Unterstützer sprachen von einer Kampagne der DDR-Propaganda. Belastet von der Kritik und seiner fortschreitenden Alterserkrankung gab Lübke sein Amt 1969 knapp drei Monate vor Ablauf der Amtszeit auf. KARL CARSTENS
Der fünfte Bundespräsident (1979 bis 1984) musste mit dem Vorwurf der Falschaussage vor einem Untersuchungsausschuss leben, was ihn jedoch nicht an der Übernahme des höchsten Staatsamts hinderte. Carstens hatte 1974 vor dem Ausschuss zur Guillaume-Spionageaffäre ausgesagt, er habe in seiner Zeit als Aufseher über den Bundesnachrichtendienst (BND) Ende der 1960-er Jahre nichts über Verbindungen des BND zum Waffenhandel gewusst. Später tauchten von Carstens unterzeichnete Akten auf, die solche Verbindungen belegten. Ein Gericht sah erhebliche Anhaltspunkte für eine Falschaussage. Die SPD übte scharfe Kritik, konnte die Wahl des CDU-Manns 1979 aber nicht verhindern. JOHANNES RAU
Der achte Bundespräsident (1999 bis 2004) wurde im höchsten Staatsamt von einer Flugaffäre aus seiner Zeit als NRW-Ministerpräsident eingeholt. Die Landesbank WestLB hatte Rau private Flugzeuge für Freiflüge zur Verfügung gestellt; sie soll auch die Feier zu seinem 65. Geburtstag gesponsert haben. Ein Untersuchungsausschuss ermittelte. Der Präsident schwieg zunächst zu den Vorwürfen, räumte dann aber Fehler ein und musste zugeben, bei den Freiflügen Dienstreisen mit Parteiterminen verknüpft zu haben. Kritiker warfen ihm vor, durch sein Verhalten die Politikverdrossenheit zu fördern. Rau blieb trotz vereinzelter Rücktrittsforderungen im Amt. HORST KÖHLER
Dem neunten Bundespräsidenten (2004 bis 2010) wurden weder Vorteilsnahme noch dunkle Flecken in seiner Vergangenheit vorgeworfen – und doch endete seine Präsidentschaft so spektakulär wie keine zuvor. Im Mai 2010 trat er überraschend von seinem Amt zurück. Köhler gab an, er fühlte sich mit Äußerungen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr missverstanden, wonach militärische Einsätze auch den wirtschaftlichen Interessen Deutschlands dienen könnten. Seinen Rücktritt hatte niemand gefordert. Köhlers Begründung löste viel Stirnrunzeln aus; es wurde spekuliert, der Präsident sei amtsmüde gewesen und habe unter seiner mangelnden politischen Durchschlagskraft gelitten. Quelle: AFP
„Wer in der Öffentlichkeit steht und ein Amt inne hat, muss auch Kritik an seinem Verhalten ertragen“, sagte DJU-Chef Ulrich Janssen "Welt Online".
Zur Begründung sagte Janssen: „Wenn Journalisten recherchieren und eine Veröffentlichung vorbereiten, muss die entsprechende Person dies hinnehmen. Das gilt für jeden Amtsinhaber und der Bundespräsident ist davon nicht ausgenommen.“
Außerdem sei es seine Auffassung, „dass gerade der Respekt vor dem hohen Amt es gebietet, den Bundespräsidenten kritisch zu begleiten“.
Die Stellungnahme auf "Bild.de" zum Nachlesen.
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (02.01.2012)
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