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Arbeitskampf: Gericht genehmigt Streik der Fluglotsen
Das Arbeitsgericht Frankfurt hat den für Dienstag geplanten Fluglotsenstreik genehmigt. Gegen die Entscheidung ist aber noch Berufung beim Landesarbeitsgericht möglich, dessen zuständiger Richter sich für eine späte Verhandlung am Abend bereithielt. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) kündigte umgehend Berufung an.
Es sei kein Verstoß gegen die Friedenspflicht zu erkennen, begründete Arbeitsrichterin Renate Binding-Thiemann ihr Urteil. Sie regte vor dem Urteil vergeblich eine Schlichtung an, was die DFS ablehnte und eine Entscheidung verlangte.
Die GdF hatte die Beschäftigten für den Dienstagmorgen zu einem sechsstündigen Streik aufgerufen, mit dem nahezu der gesamte deutsche Flugverkehr lahmgelegt werden könnte. Neben mehr Gehalt verlangt sie mehr Einfluss auf Stellenbesetzungen und Arbeitsbedingungen der mehr als 5000 Tarifbeschäftigten bei der Flugsicherung. Rund 1900 von ihnen sind Fluglotsen.
Fluggesellschaften reagieren
Während der Verhandlung beschuldigte GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang die Flugsicherung, mit falschen Karten zu spielen. Die DFS habe den Fluggesellschaften längst zugesagt, auf jeden Fall in die Schlichtung zu gehen, falls man vor Gericht scheitere, sagte der Rechtsanwalt. Diesen Vorwurf wiesen die Vertreter des bundeseigenen Unternehmens scharf zurück.
Um die möglichen Folgen des Streiks der Fluglotsen zu mindern, lassen einige Fluggesellschaften am Dienstag zahlreiche Flüge vor 6.00 Uhr morgens starten. Air Berlin vorverlegte am Montagnachmittag bereits 22 Flüge, Condor hat dasselbe für den Großteil seiner 38 Flüge in den Morgenstunden angekündigt.
Lufthansa wird einige Flüge, die in der Streikzeit in Deutschland landen würden, um 10 bis 60 Minuten früher starten lassen. So sollen sie rechtzeitig vor Beginn des Streiks ihren Zielflughafen erreichen.
Tuifly zieht 17 Abflüge vor. Elf Maschinen davon, die in Hamburg, Stuttgart, München, Düsseldorf und Zweibrücken abheben, werden laut Tui wieder auf ihren ursprünglichen Zeitplan zurückgesetzt, falls der Streik abgesagt wird. Die übrigen sechs Maschinen starten in jedem Fall früher.
Die Kunden würden von ihrem Veranstalter oder der Fluggesellschaft über ihre neuen Flugzeiten informiert, erklärt Condor-Sprecher Johannes Winter. Die Unternehmen raten dennoch, sich auf ihren Webseiten oder über die Hotlines zu informieren, wann ihr Flug startet. Müssen sich die Sommerurlauber Sorgen machen, dass sie nicht in die Heimat zurückfliegen können?
Bislang nein. Noch hat die DFS die Möglichkeit, einseitig – also ohne vorherige Abstimmung mit der Gewerkschaft – die Schlichtung auszulösen. Die ist mit einer sofortigen Friedenspflicht verbunden, die einen Streik vier bis sechs Wochen verzögern würde. Die Gewerkschaft hat sich verpflichtet, Streikaktionen mindestens 24 Stunden vorher bekanntzugeben und zudem Not-Besatzungen zu stellen. Sind die Fluglotsen überhaupt in der Lage, den Luftverkehr über Deutschland lahmzulegen?
Eindeutig ja. Die GdF beziffert ihren Organisationsgrad unter den rund 1900 DFS-Fluglotsen auf weit über 80 Prozent. Auch in den anderen Berufsgruppen für den unmittelbaren operativen Betrieb - Techniker und Flugdatenverarbeiter – sehe es ähnlich aus. Die DFS-Leute sitzen in vier Kontrollzentren und in den Towern der 16 internationalen Flughäfen Deutschlands. Was wären die Folgen eines Lotsenstreiks?
Je nach Streiktaktik müsste eine unterschiedliche Zahl von Flügen ausfallen. Ein Arbeitskampf könnte den Fluggesellschaften und den Flughäfen schnell Millionenverluste einbringen, die Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV bereits mit denen aus der Aschewolke von Island verglichen hat. Wegen der zentralen Lage Deutschlands würde zudem das gesamte europäische Luftverkehrssystem beeinträchtigt. Dürfen Fluglotsen überhaupt streiken?
Die allermeisten schon, denn Beamte sind in der ehemaligen Bundesbehörde mit Hauptsitz in Langen bei Frankfurt inzwischen absolut in der Minderheit. Von den fast 6000 Beschäftigten des DFS-Stammpersonals waren laut Geschäftsbericht zum Jahreswechsel 5074 Angestellte. Von den rund 500 Beamten stammt jeweils eine Hälfte vom Luftfahrtbundesamt oder Bundeswehr. Sie könnten allein den zivilen Flugbetrieb nicht aufrechterhalten. Gab es schon einmal Fluglotsenstreiks in Deutschland?
Seit der Umwandlung in eine privatrechtliche GmbH 1993 nicht wirklich. Lediglich im Jahr 2009 legten die Lotsen am Tower in Stuttgart die Arbeit nieder, um ihre Solidarität mit Kollegen auf dem Vorfeld zu demonstrieren. Der Konflikt war regional begrenzt. Harte Auseinandersetzungen gab es hingegen zu Beginn der 70er-Jahre, als die verbeamteten deutschen Fluglotsen ihre karge Besoldung mit den Einkünften der Kollegen etwa in den USA verglichen. Um was geht es in dem Tarifkonflikt eigentlich?
Am wenigsten ums liebe Geld, von dem die Fluglotsen ohnehin reichlich haben. Die GdF will nach eigenen Angaben den Einfluss der hochqualifizierten Lotsen im Unternehmen sichern. Da gleichzeitig Nachwuchs knapp ist, ergeben sich daraus zunehmende Probleme bei der geplanten Expansion des Unternehmens. Für die DFS drängend ist zudem die Personalknappheit – es fehlen laut Unternehmen rund 500 Lotsen. Was verdient ein Fluglotse und wieviel muss er dafür arbeiten?
Ohne Frage haben Lotsen eine Riesenverantwortung. Die Ausbildung der Lotsen dauert etwa vier Jahre. Danach verdienen sie im Vergleich zu anderen Berufsgruppen geradezu fürstlich. Nach DFS-Angaben startet ein junger Lotse mit knapp 90 000 Euro Grundgehalt. Hinzu kommen etliche Zulagen. Laut DFS kommen die Lotsen auf gut 1000 Arbeitsstunden im Jahr im Gegensatz zum üblichen Angestelltenschnitt von 1840 Stunden. Quelle: dpa
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Kategorie: Meine Artikel | Hinzugefügt von: sorvynosov (08.08.2011)
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